Musik
MuseScore mit dem Plugin Nn2Gs, um Schwyzerörgeli-Noten im Griffsystem zu schreiben.

Kostenlose Profi-Software: Schwyzerörgeli-Noten im Griffsystem schreiben

Wer Schwyzerörgeli ab Noten spielt, hat grundsätzlich drei Noten-Systeme zur Auswahl: Grifftabellen, Griffsystem, Violinschlüssel («normale» Noten). Mit Abstand am meisten verbreitet ist das «Griffsystem». Beim «Griffsystem» gibt der Notenwert die Tonlänge an, während die Notenhöhe den zu drückenden Knopf aufzeigt.
Für die beliebte, frei verfügbare Notationssoftware «MuseScore» hat Jakob Schöttl die Erweiterung «Nn2Gs» geschrieben, welche normale Noten zu Griffsystem-Noten umwandeln kann. Roman Füchslin schreibt mit dieser Erweiterung Noten fürs Schwyzerörgeli und für die Steirische Harmonika. Mit Roman habe ich mich über seine Erfahrungen und seinen Arbeitsablauf unterhalten.

Hans-Peter Ulrich: Du bist Musiker und IT-Spezialist. Die perfekte Kombination, um Noten digital zu schreiben. Du schreibst nebst normalen Noten (Violinschlüssel) auch Noten im Griffsystem fürs Schwyzerörgeli und die Steirische Harmonika. Wie sieht dein Arbeitsablauf aus beim Schreiben von Noten im Griffsystem?
Roman Füchslin: Wenn ich Noten fürs Griffschriftsystem schreibe, sind es entweder Eigenkompositionen oder Lieder, welche ich ab Aufnahme «abschreibe». Diese schreibe ich meistens in «Sibelius» (Normalschrift, Violinschlüssel). Zum Schreiben der Noten habe ich ein 2-oktaviges USB-Klavier, welches das Schreiben vereinfacht ermöglicht.
Nachdem die Noten in Normalschrift geschrieben sind, exportiere ich diese im internationalen XML-Format.
Diese XML-Datei lese ich in MuseScore ein. Dann nehme ich mein Schwyzerörgeli zur Hand und arbeite mich Takt für Takt mittels der MuseScore-Erweiterung (Plug-in) «Nn2Gs» vor. Mit dem Schwyzerörgeli kontrolliere ich dann, ob die Griffe auf Druck oder auf Zug einfacher zu spielen sind.
Wenn der erste «Wurf» in Griffschrift geschrieben ist, drucke ich die Noten aus, spiele das Lied mal durch und schaue, ob es unangenehme Passagen gibt, welche ich allenfalls mit einem alternativen Griff vereinfachen kann.

Noten in der Normalschrift (vor der Konvertierung).
Einstellungen in der Erweiterung für MuseScore. Im Beispiel hier für die Steirische Harmonika. Bei «Instrument» kann auf die Konvertierung fürs Schwyzerörgeli umgestellt werden.
Konvertierte Noten in der Griffschrift für die Steirische Harmonika.

Hans-Peter Ulrich: Wie muss man sich diese Konvertierung mit der vorhin erwähnten MuseScore-Erweiterung «Nn2Gs» vorstellen? Ein Mausklick und fertig oder doch eher Schritt-für-Schritt? Wo sind die Grenzen, wo musst du eingreifen?
Roman Füchslin: Das Plugin «Nn2Gs» wurde grundsätzlich für die Steirische Harmonika (welche ich ebenfalls spiele und auch dafür Noten schreibe) ausgelegt. Bei der Steirischen ist es so, dass auch die Bass-Seite diatonisch ist.
Aus diesem Gesichtspunkt ist das «Nn2Gs»-Plug-in ausgelegt, Takt für Takt zu konvertieren und da das Ziehen und Drücken selbst zu definieren. Auch gibt es, wie bereits oben beschrieben, manchmal «unangenehme» Griffe, für welche ich dann entweder manuell (selbst Töne suchen) oder per Mausklick «Alternative Griffe» heraussuche.
Die einzigen Grenzen, welche mich jedoch nicht tangieren, habe ich im Schreiben des Basssystems entdeckt. Beim Schwyzerörgeli wird häufig in Zahlen geschrieben (bsp. Bb-Örgeli: 5= Eb, 7= Db, Quintenzirkel/Harmonieparkscheibe-Ablauf hoch- und runter nummeriert). Bei der Steirischen wird im Alphabet hoch gezählt (bsp. Bb-Eb-Ab-Db: A= Bb, B= Eb usw.). Da ich in Harmonien denke, schreibe ich für mich die Tonart über den Takt (wie es bei Akkordeonnoten usw. gemacht wird). Die linke Hand weiss dann schon, was zu tun ist 😉

Hans-Peter Ulrich: Was sind die Vor- und Nachteile des Griffsystems für die Steirische Harmonika und das Schwyzerörgeli gegenüber dem Spielen nach dem Violinschlüssel?
Roman Füchslin: Naja, der Violinschlüssel ist für jedes Instrument gültig. Dies ist eine «Melodieschrift». Da ich über 10 Instrumente spiele, ist die Melodieschrift (sowohl Violin- als auch Bassschlüssel) ein Muss. Jedoch habe ich das Schwyzerörgeli, wie auch die Steirische Harmonika, nach dem Griffschrift-System gelernt. Ich kann also nur begrenzt sagen, welchen Ton ich gerade spiele (natürlich helfen mir da die 30 Jahre Musizieren schon ein wenig).
Im Basssystem (sowohl Schwyzerörgeli als auch Steirische) denke ich in Tonarten. Da kann ich also genau sagen, auf welcher Harmonie ich gerade spiele.

Hans-Peter Ulrich: Welche Dienstleistungen in den Bereichen Musik und Notensatz bietest du an? Wo gibt es Informationen zu dir?
Roman Füchslin: Neben dem Arrangieren von Noten, dem Komponieren, dem Einbau von MIDI-Systemen und dem Mitwirken in einigen Formationen, bin ich auch als Alleinunterhalter unterwegs.
Informationen zu mir:

Hans-Peter Ulrich: Und schliesslich zum Schluss: Welchen Arbeitsablauf empfiehlst Neueinsteigern, um Noten im Griffsystem zu erstellen? Hat es Nachteile, Noten direkt in «MuseScore» zu schreiben?
Roman Füchslin: Da ich in «Sibelius» sehr schnell bin und mich nicht mehr umgewöhnen wollte, nutze ich den initialen Schritt im «Sibelius». Wenn ich einen Neueinsteiger im Notenschreiben unterstütze, rate ich, von Anfang an MuseScore zu verwenden, sich da einzustudieren und daran zu gewöhnen. Das Programm ist Freeware, wird von vielen weiterentwickelt und ist unglaublich umfassend. Auch die Community bietet schnellen und sehr professionellen Support.

Über Roman Füchslin

Der Multi-Instrumentalist Roman Füchslin.

Weitere Informationen

«Nn2Gs» im Praxiseinsatz. Weitere Videos gibt es im YouTube-Kanal des Herstellers.

Website zum Plug-in: https://griffschrift-notation.de/nn2gs

Die Harmonie–Parkscheibe hilft

  • beim Heraussuchen von Akkorden fürs Begleiten
  • beim Transponieren von Akkorden
  • beim Komponieren