70 Jahre Res Schmid

Sieben Jahrzehnte, ein Örgeli: Res Schmid im Geburtstags-Interview

Vom kleinen Jungen mit der viel zu grossen Handorgel seines Vaters zum gefeierten Volksmusik-Pionier: Anlässlich seines 70. Geburtstags am 22. Juli 2025 blickt der Schwyzerörgeler Res Schmid in diesem exklusiven Gespräch auf über sechs Jahrzehnte musikalisches Schaffen zurück. Als Mitbegründer der legendären «Schmidbuebe» und später als Teil des Erfolgsquartetts «RSGM» hat Res Schmid die Ländlermusik nachhaltig geprägt. Mit neuen Ideen sorgte er ab den Siebzigern für frischen Wind in der Volksmusik, ohne je die Tradition aus den Augen verloren zu haben. Im Gespräch öffnet der Träger des «Goldenen Violinschlüssels» sein Herz und erzählt von prägenden musikalischen Begegnungen, vom Geheimnis einer über vierzigjährigen Musikfreundschaft und seiner Freude darüber, dass die einst als «peinlich» verschriene Ländlermusik heute längst akzeptiert ist.

Musikalische Anfänge und Entwicklung

Haeme Ulrich: Mit sechs Jahren hast du bereits zum ersten Mal eine Handorgel in die Hand genommen – ein Instrument, das dein Leben prägen sollte. Kannst du dich noch an diesen Moment erinnern? Was hat damals in dir den Funken für die Volksmusik entfacht?
Res Schmid: Ja genau, das war die diatonische Handorgel meines Vaters. Damit hatte ich so mit sechs, sieben Jahren meine ersten Auftritte. Ich weiss noch genau, ich brauchte einen gehörigen Fussschemel, damit mir das Instrument nicht heruntergerutscht ist!
Damals war es übrigens gar nicht so leicht, an Schwyzerörgelis ranzukommen. Aber mein Bruder Kurt und ich hatten das Privileg, uns während der Schulzeit welche auszuleihen.
Bei uns zu Hause lief eigentlich immer Ländlermusik – da hat mich der Klang des Schwyzerörgelis einfach gepackt. Besonders inspiriert hat mich damals die Musik von «Jenny-Zinsli-Hassler», von «Arthur Brügger» und den «Engadiner Ländlerfründa».
Spieltechnisch hat uns der Josias Jenny am meisten beeinflusst, ihm haben Kurt und ich wirklich früh nachgeeifert. Wir haben einfach versucht, das nachzuspielen, was wir gehört haben, weil wir ja nie Örgeliunterricht hatten. In der Unterstufe hatte ich zwar mal kurz Unterricht auf dem chromatischen Akkordeon, aber das war irgendwie nicht so mein Instrument.
Was mich am Örgeli fasziniert, ist, dass du schier eine ganze Kapelle dabeihast. Du kannst alleine mehrstimmige Musik mit Begleitung (Bass) spielen. Ausserdem ist das Örgeli handlich und kann überallhin mitgenommen werden. Und der Klang vom Schwyzerörgeli hat einfach etwas Besonderes.

Die «Schmidbuebe» mit ihrem Opa.
Die «Schmidbuebe» mit ihrem Opa.
Res Schmid und Kurt Schmid als Teenagers mit ihren Schwyzerörgelis.
Bei Res und Kurt Schmid war das Örgeli immer dabei.

Haeme Ulrich: 1971 habt ihr als «Schmidbuebe» begonnen, die Ländlerszene mit eurer unverwechselbaren Spielweise aufzumischen. Ihr wart Pioniere eines neuen Sounds, der bis heute nachhallt. Was war euer Erfolgsgeheimnis und wie habt ihr es geschafft, sowohl Traditionalisten als auch ein jüngeres Publikum zu begeistern?
Res Schmid: Unser erster wirklich grosser Auftritt war 1971 am Eidgenössischen in Sargans. Da hat uns Wysel Gyr gehört, der war damals Redaktor und Moderator beim Schweizer Fernsehen und wollte uns unbedingt in seiner Sendung haben. Das war eigentlich der Durchbruch, ab da ging’s dann richtig los. Klar, wir hatten vorher auch schon gespielt, zum Beispiel mit dem Vater von Gody Schmid im «Rinderbach», dem noch heute beliebten Volksmusiklokal im Emmental.
Als «Schmidbuebe» hatten wir natürlich Vorbilder wie Josias Jenny oder Arthur Brügger. Doch wenn wir selbst Musik gemacht haben, waren wir einfach wir. Wir haben die damalige Musik vielleicht mit etwas jüngeren Ohren gehört und uns deshalb freier gefühlt. Und wir haben auch andere Sachen gehört, Rock von «Deep Purple» zum Beispiel, und wir waren auch vom Jazz beeinflusst, der bei uns im Umfeld gelaufen ist.
Jeder von uns hat seine eigenen musikalischen Ideen in die Gruppe eingebracht. Der Gody seine melodiösen Stücke, seine swingenden Fox-Kompositionen und die Märsche. Mein Bruder Kurt und ich waren eher auf der virtuosen Seite. Diese Mischung innerhalb der «Schmidbuebe» hat dann schon für Abwechslung gesorgt.
Wir waren damals ja noch relativ jung und sind nun mal mit langen Haaren und Schlaghosen rumgelaufen, genauso wie Carlo Brunner und Fritz Dünner damals auch. Klar, wir haben vielleicht ein paar Dogmen gebrochen, mit Aufklebern auf dem Örgeli oder T-Shirts. Wir waren einfach so und wollten nicht die Volksmusik revolutionieren. Im Gegenteil – wir haben zu unseren musikalischen Vorbildern heraufgeschaut. Heute haben wir keine Kleber mehr auf den Örgelis und musikalisch würden wir heute sicher auch einiges anders machen.

Vorgängerformation der «Schmidbuebe».
Vorgängerformation der «Schmidbuebe».
Die legendären «Schmidbuebe»: Gody Schmid, Res Schmid, Kurt Schmid, Ruedi Schmid.
Die legendären «Schmidbuebe»: Gody Schmid, Res Schmid, Kurt Schmid, Ruedi Schmid.

Die Ära «RSGM» (Res Schmid – Gebrüder Marti)

«RSGM» in der Sendung «Potzmusig» des SRF.
«RSGM» in der Sendung «Potzmusig» des SRF.

Haeme Ulrich: 1983 begegneten sich zwei musikalische Kräfte: Du und die Gebrüder Marti (Hektor Marti, Daniel Marti, Markus Marti). Wie kam es zu diesem Treffen und wann habt ihr bemerkt, dass aus dieser Zusammenarbeit etwas Besonderes entstehen könnte?
Res Schmid: Wir kannten uns schon lange, bevor wir richtig zusammen losgelegt haben. Man hat sich immer wieder auf Ländlertreffen oder an Unterhaltungsabenden gesehen. Und manchmal hat man sich ausgeholfen – unser Bassist bei den «Schmidbuebe», der Ruedi, war ja ein leidenschaftlicher Schwinger und konnte nicht bei jedem Auftritt des Quartetts dabei sein. So ist dann zum Beispiel Daniel Marti am Örgeli eingesprungen, und mein Bruder Kurt hat den Bass übernommen.
Das war genau in der Zeit, als die Marti-Brüder ihre musikalische Geschichte mit ihrem Vater Eugen in der «Huusmusig Marti» beendet hatten. Und bei uns «Schmidbuebe» lief’s auch nicht mehr so rund. Da kam uns die Idee: Warum nicht zusammen was auf die Beine stellen? Die ersten Auftritte kamen dann ziemlich schnell – ich erinnere mich noch gut an eines unserer ersten Konzerte im Autobahnrestaurant Grauholz in Bern.
Am Anfang haben wir einfach unsere Musik gemacht. Aber irgendwann brauchten wir natürlich einen Namen. Zuerst nannten wir uns «Bärner Ländler-Transfer» – angelehnt an die Spielerwechsel im Sport und an die Vokalgruppe «The Manhattan Transfer». Aber der Name war wohl zu kompliziert für die damalige Zeit und wurde nicht angenommen. Also entschieden wir uns für das gradlinigere «Ländlerquartett Res Schmid – Gebr. Marti». Später haben wir das dann zu «RSGM» abgekürzt – hat was Cooles, bisschen wie bei der Rockband ELP (Emerson, Lake and Palmer).
Musikalisch haben die Martis natürlich ihre eigenen Ideen reingebracht. Das hat super zu meinem offenen Musikverständnis gepasst. Mir war es nie wichtig, woher die Musik stammt – Hauptsache, sie ist gut, geht ins Ohr und ins Herz.
Aber versteh mich nicht falsch: Die Verbindung zu unseren Wurzeln war uns immer wichtig. Wir wollten die Ländlermusik ja nicht verhunzen. Trotzdem haben wir alle gespürt, dass frischer Wind nicht schadet. Und das Schöne war: Wir konnten jederzeit einen waschechten, runden Ländler aus dem Ärmel schütteln.

Haeme Ulrich: 40 Jahre gemeinsames Musizieren ist in der heutigen Zeit eine Seltenheit. Was ist das Geheimnis eurer langlebigen musikalischen Zusammenarbeit? Und wie haltet ihr die Begeisterung am gemeinsamen Musizieren nach all den Jahren aufrecht?
Res Schmid: Weisst du, zwischen uns ist es nicht bloss musikalisch – es ist wirklich menschlich. Wir ticken einfach ähnlich, schauen auf vieles mit den gleichen Augen. Da ist dieser gegenseitige Respekt, und wir können total offen miteinander reden. Wenn es mal hakt, dann sprechen wir das direkt an – kein Getuschel hintenrum.
Diese Ehrlichkeit hat uns auch musikalisch befreit. Wir konnten experimentieren, Neues ausprobieren. Da ist diese Offenheit, Toleranz und vor allem: eine gemeinsame Vision. Jeder durfte seine Ideen einbringen, und wenn einer etwas vorgeschlagen hat, standen wir alle dahinter. An den Proben hat sich dadurch eine eigene Dynamik entwickelt.
Und was uns auch zusammenschweisst: Wir sind alle kleine Spassvögel! Bei den Proben geht’s immer lustig zu. Jeder von den «Martigiele» ist auf seine Art ein unglaublich witziger Typ. Nicht, dass wir unseriös wären – aber wir haben Spass und sind einfach zufrieden mit dem, was wir tun.

«RSGM» – über vierzig Jahre als Formation und beste Freunde unterwegs.
«RSGM» – über vierzig Jahre als Formation und beste Freunde unterwegs.

Haeme Ulrich: Euer aktuelles Album «Bärner Musig» zeugt von ungebrochener Kreativität mit den 22 Eigenkompositionen. Was war die Vision hinter diesem Projekt und woher nehmt ihr nach all den Jahren noch immer diese schöpferische Energie?
Res Schmid: Bei uns läuft das so: Wir haben einen Pool, wo jeder seine neuen Stücke reinwirft. Und irgendwann merkst du: jetzt sind da schon wieder 20 oder 30 Kompositionen zusammengekommen. Dann wächst auch langsam der Gedanke: Lass uns doch wieder was aufnehmen. Auch dieses Mal wollten wir unbedingt eine richtige CD pressen, weisst du, um auch etwas Greifbares in den Händen zu halten. Man will ja diese ganzen neuen Stücke verewigen.
Bei der Namenssuche der Produktion haben wir uns dann gedacht: Wir sind doch alle Berner durch und durch, und wir stehen zu unseren Wurzeln. Wenn wir alle eigene Stücke komponieren, dann ist das echte Berner Musik, ausschliesslich Musik von Berner Komponisten! Deshalb haben wir auch das Coverbild in der Berner Altstadt geschossen.
Wir haben uns nie unter Druck gesetzt, unbedingt etwas Neues zu produzieren. Das Ganze wächst natürlich, und bei allem, was wir tun, steht der Spass im Vordergrund. Am Ende ist es die pure Freude an der Musik, die uns antreibt.

Res Schmid bei den Aufnahmen des neuen Albums «Bärner Musig».
Res Schmid bei den Aufnahmen des neuen Albums «Bärner Musig».

Der Künstler und Mensch Res Schmid

Haeme Ulrich: Der «Goldene Violinschlüssel» 2013 und der «Prix Walo» 1998 sind nur zwei von vielen Auszeichnungen, die deine musikalische Reise würdigen. Was bedeuten dir solche Auszeichnungen und was betrachtest du persönlich als deinen grössten Erfolg in deinem musikalischen Leben?
Res Schmid: Bei solchen Auszeichnungen muss man auf dem Teppich bleiben. Klar freut es dich – es ist irgendwie eine Bestätigung, dass du nicht komplett daneben gelegen hast, mit dem, was du machst. Es zeigt dir, dass es da draussen Menschen gibt, die deine Arbeit schätzen. Das tut schon richtig gut, keine Frage.
Doch der wahre Erfolg liegt woanders. Dass wir nach 40 Jahren und mehr immer noch zusammen Musik machen und es uns immer noch Spass macht – das ist für mich der eigentliche Erfolg. Und was mich besonders berührt: Wenn heute junge Leute auf uns zukommen und sich für unsere Kompositionen interessieren, wenn sie unsere Stücke spielen wollen und Noten oder Aufnahmen verlangen.

Haeme Ulrich: Neben deinem musikalischen Schaffen: gibt es andere Leidenschaften oder Interessen, die dich antreiben und die vielleicht sogar deine Musik beeinflussen? Was bedeutet dir deine Familie?
Res Schmid: Was meine Musik prägt? Ganz klar – ich höre einfach wahnsinnig viel andere Musik. Auch heute noch gehen wir regelmässig auf Konzerte, auch zusammen mit den Martis. Ob Billy Cobham, Eric Clapton oder Deep Purple – solche Konzert-Erlebnisse fliessen bis heute in meine eigene Musik ein. Gute Musik löst bei mir etwas aus, sie bringt neue Ideen hervor. Nicht, dass ich kopieren will – sie zündet einen kreativen Funken.
Die Familie steht für mich natürlich an erster Stelle. Wir haben uns bewusst Zeit gelassen mit dem Nachwuchs, weil ich in meinen jüngeren Jahren ständig unterwegs war. Neben meinem Beruf hatte ich bis zu 150 Auftritte im Jahr – das war heftig. Unter diesen Umständen wollte ich kein Kind, weil ich befürchtet habe, die wichtigen Jahre mit ihm zu verpassen. Erst als sich der Terminkalender etwas entspannt hat, kam unsere Marilena zur Welt. Und heute haben wir ein wunderbares Verhältnis zueinander, obwohl sie längst erwachsen ist und ihr eigenes Leben führt.

Res Schmid mit Tochter Marilena und Frau Gisela.
Res Schmid mit Tochter Marilena und Frau Gisela.

Haeme Ulrich: Deine Kompositionen sind unglaublich kreativ, erzählen musikalische Geschichten. Im aktuellen Album etwa der «Goboi-Schottisch» oder der «Gigampfi-Schottisch». Wie kommst du auf solche Ideen?
Res Schmid: Bei meinen Kompositionen gibt es nicht den einen Weg. Manchmal setze ich mich hin und baue bewusst etwas auf Basis meiner Erkenntnisse. Und dann gibt es diese überraschenden Momente, in denen dir plötzlich eine Melodie zufliegt, einfach so. Beim «Gigampfi-Schottisch» zum Beispiel, da ist mir ein Teil mitten beim Spielen eingefallen. Ich habe dann drumherum das Stück gebaut, und der Name hat sich später von selbst ergeben.
Es ist wirklich nicht immer gleich. Nimm den «Resens Faktor» – das ist schon eher ein Stück, das ich auf meine musikalischen Möglichkeiten zugeschnitten habe. «Ds geduldige Froueli» dagegen ist einfach aus dem Moment heraus entstanden, ganz spontan. Manchmal komponiere ich auch, wie Daniel Marti es oft tut, in einem Rutsch, ratzfatz ist das Stück fertig.
Kurz gesagt: Es gibt kein Patentrezept. Ich bin auch nicht der Typ, der ständig neue Stücke raushaut – ich habe insgesamt etwas über 100 Kompositionen. Ich sehe mich nicht als «Lieferant». Wenn mich etwas packt, bleibe ich dran, und wenn es reif ist, gebe ich es als Komposition frei.
Was ein Stück gut macht? Das können ganz verschiedene Dinge sein: technische Finessen, einen coolen Rhythmus, ansprechende Harmonien, die Melodie oder einfach dieser gewisse Drive. «Fasch wienerisch» zum Beispiel ist weder besonders schwer noch aussergewöhnlich schön – aber es ist eben «fasch wienerisch», und genau das macht seinen Charme aus.

Haeme Ulrich: Bei deinem Spiel beeindrucken technische Präzision und gleichzeitig tiefe Emotionalität. Wie sieht deine Übungsroutine aus? Gibt es bestimmte Techniken oder Rituale, die du über die Jahre entwickelt hast?
Res Schmid: Für mich ist es total wichtig, einfach regelmässig zu spielen – diese tägliche Spielpraxis macht’s aus. Ich nehme mir etwa eine Stunde am Tag Zeit. Was mir echt geholfen hat: Schwierige Passagen richtig langsam zu üben. Das habe ich vor ungefähr 20 Jahren für mich entdeckt – wenn ich etwas erst mal langsam beherrsche, dann klappt es später auch schnell. Klingt vielleicht banal, aber es ist wirklich so: Um etwas schnell spielen zu können, musst du es erst mal langsam hinbekommen.
Ich arbeite auch gerne in Phasen mit verschiedenen Schwerpunkten. Da gab es zum Beispiel eine Zeit, in der ich mich in die Harmonielehre vertieft habe. Ich durfte im Laufe der Jahre viele unterschiedliche Musik begleiten – etwa Jodel, singende Säge, Dudelsack und noch viel mehr. Da benötigte ich dann ein Schwyzerörgeli mit 24 Bässen, eines, das alle Tonarten abdeckt. Oder dann die Phase, in der ich fasziniert war von Tonleitern oder dem Brechen von Akkorden (Arpeggio). Man entwickelt sich ständig weiter, probiert Neues aus.

Haeme Ulrich: Die Volksmusik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Wie siehst du die aktuelle Entwicklung und die Zukunft der Schweizer Volksmusik?
Res Schmid: Ich sehe eine wirklich positive Zukunft für unsere Volksmusik, besonders wenn ich mir den Andrang von jungen Leuten an den Musikschulen anschaue. Was für eine Veränderung! Als ich selbst jung war, galt Ländlermusik eher als peinlich – niemand wollte so richtig damit in Verbindung gebracht werden. Heute stehen die Leute dazu, die Ländlermusik ist gesellschaftsfähig geworden.
Das erinnert mich stark an die Entwicklung, wie sie auch beim Schwingen stattgefunden hat. Vor vierzig Jahren hat kaum jemand über Schwingfeste gesprochen, und heute? Ein echter Boom! Genau wie beim Schwyzerörgeli. Die Lehrpersonen heute leisten fantastische Arbeit – die jungen Leute kommen viel schneller voran als wir damals, wo wir alles selbst herausfinden mussten.
Aber offen gesagt, da liegt auch eine Gefahr. Bei so vielen gut geschulten Musikerinnen und Musikern müssen wir aufpassen, dass kein Einheitsbrei entsteht. Ich halte es für wichtig, dass alle ihre eigene Handschrift entwickeln. Sonst verflacht die Musik. Früher war die Musik einfacher, sicher nicht perfekt – aber die Musikantinnen und Musikanten waren vielfach Originale! Denk mal an Rees Gwerder, Josias Jenny, Kaspar Muther, Arthur Brügger oder Gody Schmid. Die haben einfach ihre Musik gespielt, ohne lange zu überlegen.
Heute gibt es immer weniger solche Charakterköpfe. Vielleicht liegt es an der ständigen Berieselung durch Social Media und all die Streaming-Dienste. Aber was die Zuhörer wirklich berührt, was unter die Haut geht, ist Musik von authentischen Originalen – von Menschen, die zu sich selbst stehen. Nicht anders als damals bei den «Schmidbuebe».


Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Volksmusik (VSV)

Die Harmonie–Parkscheibe hilft

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