Nebst Dur- und Moll-Akkorden kommen in der Ländlermusik auch verminderte und übermässige Akkorde vor. Zum verminderten Akkord habe ich hier einen Spicker publiziert, in einem künftigen Beitrag werde ich den verminderten Akkord auch noch in der Praxis erklären. Doch heute geht es um den übermässigen Akkord.
Der übermässige Akkord erzeugt eine Spannung und sucht nach einer Auflösung auf einen nächsten Akkord. Somit verwende ich den übermässigen Akkord gerne als Schlussakkord eines Teils, um auf die Tonart des nächsten Teils hinzuführen.
Auch innerhalb eines Teils kann der übermässige Akkord wunderschön wirken, wenn du ihn bewusst anwendest.
Schreibweise
Es gibt zwei bekannte Schreibweisen für übermässige Akkorde, die das Gleiche bedeuten. Hier als Beispiel «C übermässig»:
- C+ (ein Plus hinter der Akkord-Bezeichnung)
- Caug («aug» hinter der Akkord-Bezeichnung. «aug» kommt von «Augmented» und ist die englische Bezeichnung für «übermässig»)
Aufbau des übermässigen Akkords
Vom Dur- zum übermässigen Akkord verschiebt sich bloss der oberste Ton (die Quinte) um einen Halbton nach oben. Somit ergibt sich der folgende Aufbau: Grundton > vier Halbtöne nach oben für den zweiten Ton des Akkords > vier Halbtöne nach oben für den dritten Ton des Akkords:
Beispiel Eb+ suchen
Wenn du weisst, dass zwischen dem ersten und dem zweiten, sowie zwischen dem zweiten und dritten Ton des Akkords je vier Halbtöne liegen, kannst du den übermässigen Akkord einfach herleiten. Im Beispiel hier wollen wir gemeinsam Eb+ suchen.
- Suche den Ton Eb auf dem Örgeli. Falls du nicht weisst, wo er liegt: Der fünfte Bass von unten ist ein Eb.
- Jetzt zählst du von Eb vier Halbtöne nach oben und nimmst diesen Ton hinzu.
- Nun zählst du nochmals vier Halbtöne noch oben und nimmst auch diesen Ton hinzu.
- Fertig ist der übermässige Akkord 🙂
Anwendung im Teil
In der Jazz-Nummer «Slow Motion» (siehe Grafik unten) wird «Bb übermässig» verwendet, um von Bb-Dur auf G-Moll hinüberzuleiten. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer «dominanten Wirkung».
Anwendung als Überleitung (Tonbeispiel)
Im bekannten Walzer «Mamma» von Franz Huser spiele ich als Übergang vom ersten in den dritten Teil einen übermässigen Akkord. Der erste Teil ist auf Eb-Dur, der dritte Teil auf Ab-Dur. Somit spiele ich als letzten Akkord im ersten Teil ein Eb+. Genau das habe ich hier kurz aufgespielt:
Akkord-Übersicht
Wie du selbst die gängigsten Akkordtypen ableiten kannst, habe ich hier auf einem A4-Blatt zusammengefasst.