Bereits seit 1996 ist Stefan Schwarz (Lommiswil, SO) mit seiner Firma «ADLER Medien» für die Schweizer Volksmusik unterwegs. Was Stefan über die Digitalisierung der Musikwelt denkt und wie er es schafft, verschiedene Instrumente zu spielen, sind nur zwei der Fragen, die ich ihm in diesem Gespräch gestellt habe.
Hanspeter Ulrich: Seit Jahrzehnten bist du aktiv in der Schweizer Volksmusikszene. Als Musiker, Komponist und Arrangeur. Aber auch als Medienschaffender und Produzent. Was habe ich in der Aufzählung noch alles vergessen und wie bist du zu dem Stefan geworden, den du heute bist?
Stefan Schwarz: Meine musikalischen Sporen verdiente ich in der Blasmusik ab, wo ich mich während vieler Jahre ebenfalls sehr vielseitig engagieren durfte, so zum Beispiel als Dirigent der Stadtmusik Solothurn und des eigenen Blasorchesters Helvetia. Schon früh bekam ich die Gelegenheit, meine Liebe zur Musik auch im beruflichen Umfeld ausleben zu dürfen. Alles andere hat sich halt im Laufe der Zeit so ergeben und ich bin sehr dankbar für die vielen tollen Sachen, die ich in musikalisch-beruflichem Umfeld schon erleben durfte. Es ist ein grosses Geschenk, wenn man im Umfeld seiner Leidenschaft auch arbeiten darf. Man ist also quasi dauernd im Hobby-Modus. Das Ganze hat aber auch einen Nachteil: Man hat auch nie frei …
Hanspeter Ulrich: Kürzlich haben wir uns beim «Käffele» über die Entwicklungen in der Musikwelt unterhalten. Unglaubliche Umwälzungen, häufig ausgelöst durch die Digitalisierung. Welche Entwicklungen beobachtest du? Und vor allem: Welche Chancen siehst du dabei?
Stefan Schwarz: Als Verleger und Musikproduzent von physischen Produkten merke ich täglich, dass diese in der Machart «von gestern» sind. Aufgrund meines Alters aber habe ich halt immer noch gerne eine Zeitschrift in den Händen oder höre mir eine CD an. Problematisch ist bei der CD aber, dass ich auch selber zum Beispiel im Auto gar keine CDs mehr abspielen kann. Die Digitalisierung geht vorwärts und gerade im Bereich des Tons sehe ich für Ländlerformationen bislang keine gute Alternative zur guten alten CD. Spotify & Co. bieten zwar unglaubliche Lösungen für den Konsumenten, aber als normale Formation wird es immer schwieriger, die eigene Musik zu veröffentlichen und durch Verkäufe auch wieder ein paar «Fränkli» zurück ins eigene «Kässeli» zu erhalten. Ich beobachte und teste die neuen Möglichkeiten soweit möglich und bin überzeugt, dass insbesondere die jungen Generationen mit neuen Ideen und neuen Tools ihren Weg finden werden. Gute Musik findet immer den Weg zum interessierten Ohr!
Hanspeter Ulrich: Du spielst mindestens eine Handvoll Instrumente. Wie schaffst du das? Ich habe schon genügend zu üben mit meinem Örgeli.
Stefan Schwarz: Ich muss das relativieren. Richtig erlernt habe ich seinerzeit nur das Spiel auf der Klarinette. Alles andere hat sich durch eine gewisse Portion «Frechheit» so ergeben und entspricht in vielen Teilen nie und nimmer meinen eigenen Qualitätsvorstellungen – nicht zuletzt auch deshalb, weil ich eigentlich überhaupt nicht gerne übe, sondern viel lieber einfach spiele. Unter dem Strich aber macht es einfach Spass, mit verschiedenen Instrumenten und Klängen zu «pröbeln» und das eine oder andere glücklicherweise doch in brauchbarer Qualität hinzukriegen.
Hanspeter Ulrich: Als Musiker gefragt zu sein, hat viel mit Networking und «Self-Marketing» (sich zeigen) zu tun. Welche Tipps hast du da, basierend auf eigenen Erfahrungen?
Stefan Schwarz: Sich zu verkaufen, ist nicht jedermanns Sache. Aufgrund meiner Tätigkeit habe ich damit vielleicht weniger Mühe als andere. Umso mehr steht man auch in der Kritik, wenn man sein Tun immer wieder öffentlich präsentiert. Ich aber will Musik machen und will meine Musik auch mit anderen Leuten teilen. Somit bin ich quasi in der Pflicht, dies zu zeigen. Nörgler hin und Neider her …
Hanspeter Ulrich: Du bist eifriger Komponist, sogar Auftrags-Komponist. Nun kenne ich Musikerinnen und Musiker, welche gerne was komponieren würden, jedoch den Sprung zum ersten eigenen Werk bis heute nicht geschafft haben. Was ist der einfachste Weg zum ersten eigenen Stück?
Stefan Schwarz: Es ist wie oben bei «den mehreren Instrumenten», die ich spiele. Man muss sich einfach getrauen und es ausprobieren. Dem einen gelingt es auf Anhieb, dem anderen vielleicht nie. Talente sind meist unfair verteilt und wenn man eines geschenkt bekommen hat, darf man dankbar dafür sein. Aber auch wenn man halt vielleicht nicht immer das erreicht, was man möchte, ist die Musik doch einfach etwas Wunderbares. Und wie sagt man so schön; der Weg ist das Ziel. Und unterwegs bleiben wir doch ein Leben lang …
Über Stefan Schwarz
Erlernter Beruf: Kaufmännischer Angestellter Heutige Haupttätigkeiten: Musikredaktor «Schweizer Volksmusik» und «TYPISCH», Musikproduzent und Mediengestalter in der Einzelfirma ADLER Medien (seit 1996). Aktuelle Hauptformationen: Ohalätz, Kapelle Wybergstürm, in der Adventszeit Wunderländler.