Mehrere Schwyzerörgeli

Das Schwyzerörgeli, ein soziales Instrument

Gastbeitrag von Andy Küng von «irdisch»

Genau vor 20 Jahren, im Herbst 2003, war die Brauchtumswoche in Fiesch (VS). Kathrin und ich durften im September den ersten Geburtstag unserer Tochter Bettina feiern. Im Oktober fuhren wir ins Wallis und erlebten Bleibendes. Meine Frau Kathrin widmete sich dem Tanzen und ich dem Musizieren auch auf dem Schwyzerörgeli. Zuerst bei Markus Flückiger, wo man aus dem Staunen nicht mehr herauskam und anschliessend in der Gruppe von Ueli Mooser. Dieser Ueli Mooser prägte meinen musikalischen Weg entscheidend. Er sagte mir: «Andy, nimm dein Instrument, trink ein gutes Glas Wein dazu, rauch eine Tabakpfeife und dann probiere aus. Schau, welche Töne zusammenpassen. Es gibt Harmonien, Tonleitern, und, und, und…!» Gerade die Gestaltung eines Tanzes war für Ueli sehr wichtig. Es ist eine Entdeckungsreise, auch von sich selbst!

Doch erklärte mir Ueli auch, dass das Schwyzerörgeli eine soziale Funktion übernommen habe. Da man den Ton nicht selber machen muss, wie zum Beispiel bei Blas- und Saiteninstrumenten, kann man sehr schnell einfache Melodien spielen. Das kann für Menschen, die die Familienzeit hinter sich haben und deren Kinder ausgeflogen sind, eine neue Chance sein. Aber auch für Menschen, die im beruflichen Alltag im Stress sind, den nötigen Ausgleich schaffen. Dass sich diese Menschen einen gemeinsamen Treffpunkt suchen, spricht für sich selbst. Da wären wir bei den Grossformationen angekommen. Ich staune nicht schlecht, welche Entwicklung bei diesen in den letzten 25 Jahren stattgefunden hat. Dass das für diese Musikantinnen Lebensqualität ist, kann ich sehr gut nachvollziehen.

Jetzt kommt in diesem Text das «ABER» zum Zug! Dass man nach der zehnten Grossformation eine gewisse Sättigung erlebt, verstehe ich sehr gut. Ich bin auch ein solcher Musikant, der seine Vorbilder braucht und hören muss. Gerade wenn man dem musikalischen Schaffen eines Ueli Mooser nachgeht, kommt man ins Schwärmen. Dieses ist so riesig und umfangreich. Es sollte zwingend verfilmt oder dokumentiert werden!

Neuen Weg gehen

Jetzt kommt aber der springende Punkt! Das Hauptproblem in unserer Szene ist das Wegsterben der Zuhörerinnen und Fans. Da das Schwyzerörgeli ein soziales Instrument ist, heisst das nicht, dass derjenige, der dieses Instrument bedient, es auch ist. Wenn wir nicht kapieren, dass wir den gegenseitigen Respekt pflegen und den konstruktiven Dialog führen, wird es für unsere Szene immer schwieriger. Viele Ländlermusik-Beizen gibt es nicht mehr und der CD-Verkauf ist definitiv am Ende.
Ich bin der Meinung, dass wir an einem Wendepunkt stehen und wir einen neuen Weg gehen dürfen. Aus diesem Grund haben wir bei der Gruppe «irdisch» das Motto: «Schweizer Volksmusik aus aller Welt!» Wo fängt Volksmusik an und wo hört sie auf? Das Schwyzerörgeli ist nicht nur sozial, sondern auch vielseitig. Lasst uns gemeinsam den Weg gehen, entdecken, kreativ sein, Respekt pflegen, einander zuhören oder einfach «SOZIAL SEIN»!

Die Harmonie–Parkscheibe hilft

  • beim Heraussuchen von Akkorden fürs Begleiten
  • beim Transponieren von Akkorden
  • beim Komponieren